Verspielte, verquere, verrückte Verse – Seltsames aus der Welt des Hexameters und des elegischen Distichons
Mit dem Hexameter begeben wir uns an den Beginn der europäischen Literatur – und gleich zu zwei monumentalen Werken: Ilias und Odyssee, Homer zugeschrieben, sind in diesem erzählenden, aber aufgrund vieler Variationsmöglichkeiten äußerst abwechslungsreichen Versmaß abgefasst. Die griechischen Ependichter folgen der homerischen Tradition, auch die großen römischen Epen – als Beispiele seien Vergils Äneis und Ovids Metamorphosen genannt – übernehmen den Hexameter. Aus diesem entwickelt sich weiters das elegische Distichon, der Zweizeiler aus Hexameter und Pentameter und somit eine kurze Strophe: Liebeslyrik, Grabgedichte, Gedankenlyrik, politische Gedichte, aber auch satirische Verse und Inschriften bevorzugen dieses Versmaß. Vor allem in der Renaissance- und Barockzeit gibt es zahlreiche Bauinschriften, die wir auch in unseren Tagen auf Spaziergängen durch Altstädte und bei der Besichtigung von Klöstern, Burgen und Schlössern entdecken können.
Eigentlich steht der Hexameter uns Österreicherinnen und Österreichern nahe: Letztlich handelt es sich in der Grundform um einen Dreiertakt. Ich sage meinen Schülerinnen und Schülern immer: Wer einen Walzer tanzen kann, kann auch einen Hexameter lesen. Und wenn wir bedenken, dass eine wichtige Wurzel des Walzers zum oberösterreichischen Landler führt, sind wir in unserer Gegend geradezu prädestiniert zum virtuosen Lesen und Vortragen des Hexameters!
Viele Hexameter und Distichen sind sprichwörtliche Zitate geworden und haben somit Eingang ins klassische Bildungsgut gefunden. Hexameter und Distichon eignen sich aber auch ausgezeichnet zur Formulierung pointierter Aussagen, regen an zu Sprachbasteleien und verleiten geradezu zu intelligenten Sprachblödeleien.
Diese Seite der Hexameterdichtung soll im Mittelpunkt des dritten Konversatoriums im Rahmen des „Circulus humanitatis Cremifanensis“ stehen. Alle, die an den skurrilen Seiten von Sprache Spaß haben und die in irgendeiner Form einen Bezug zu Latein haben (in Erinnerung an die Schulzeit oder an einen Kurs an der Universität, weil sie beruflich damit zu tun haben oder weil sie sich gerne mit europäischer Kulturgeschichte beschäftigen), sind ganz herzlich willkommen!
Zeit: Freitag, 24. März 2023, 16:00 Uhr s. t.
Treffpunkt: Gymnasialgebäude, Erdgeschoß, 4C Klasse (Raum GE02)
Nach ca. einer akademischen Doppeleinheit gehen wir über zum gemütlichen Ausklang in der Stiftsschank.
Interessentinnen und Interessenten senden bitte in absehbarer Zeit, aber auf jeden Fall bis Donnerstag, 23. März 2023eine Anmeldung an direktion@stiftsgymnasium-kremsmuenster.at, damit ich die entsprechende Anzahl von Booklets als Unterlage vorbereiten kann.
Curate, ut valeatis!
Wolfgang Leberbauer